SecuKids – Gewaltprävention für Kinder

By März 22, 2022Uncategorized

Im Gespräch mit dem Gründer Oliver Becker und Trainer Felipe

Oliver Becker ist der Gründer der Becker Security Group, einem Bewachungsunternehmen mit dem Schwerpunkt auf Personenschutz. 2016 suchte Oliver eine Trainer*in für sein Karatestudio für Kinder und schaltete daher eine Stellenanzeige auf Ebay Kleinanzeigen. Und so wurde Trainer Felipe auf die Karateschule aufmerksam und bewarb sich für den Job.

Schon beim Bewerbungsgespräch war beiden schnell klar, dass hier die Chemie stimmt und beide auf einer Wellenlänge sind. Sie hatten beide gleiche Interessen und Ziele, nämlich Kinder stark und selbstsicher zu machen um sie bestmöglich auf mögliche Gefahren des Lebens vorzubereiten.

Schon bald übernahm Felipe Olivers Karateschule und seither arbeiten sie eng zusammen an allen möglichen Projekten. Unter anderem an ihrem Gewaltpräventionsprogramm SecuKids, über das wir in unserem Interview etwas genauer sprechen konnten…

Was ist die Becker Security Group und was ist speziell SecuKids?

Oliver:

Die Becker Security Group ist sozusagen das Mutter-Unternehmen. Wir sind kein klassisches Bewachungsunternehmen, sondern der Schwerpunkt liegt für uns im Personenschutz, in der Sicherheitsberatung und dem Sicherheitsmanagement, sowie der Ausbildung.

SecuKids ist ein Programm innerhalb der Becker Security Group und dabei dreht sich alles um die Gewaltprävention für Kinder.

Wie kam es damals dazu das SecuKids Programm ins Leben zu rufen?

Oliver:

Das SecuKids Programm haben wir schon 1998 gegründet. Damit ist es das älteste Gewaltpräventionsprojekt in Deutschland. Ursprünglich war das „nur“ ein Programm für Kinder gefährdeter Persönlichkeiten im Bereich des Personenschutzes. Aber uns wurde einfach schnell klar, dass nicht nur diese Kinder Gewaltprävention brauchen. Also wurde aus SecuKids 2004 ein öffentliches Programm an dem jedes Kind teilnehmen kann.

Was für SecuKids Kurse gibt es? Und ab welchem Alter kann man daran teilnehmen?

Oliver:

Die SecuKids Kurse sind klassische Gewaltpräventionsprogramme für Kinder von 5 bis 11 Jahren. Wir haben zum einen unser SecuKids Self Defense Programm, bei dem es sich um ein Selbstverteidigungsprogramm handelt, und auf der anderen Seite das SecuKids Sicher und Gesund Programm, das Themen behandelt wie Ernährung, Gefahren zu Hause und Draußen, sowie Verkehrssicherheit, allgemeine Sicherheit und gesundes Aufwachsen.

Außerdem gibt es noch das Programm SecuKids Kinderschutzbeauftrage. Das ist für Einrichtungen aller Art, die mit Kindern arbeiten. Also Kinderheime, Kitas, Schulen, usw.

SecuKids ist an sich einfach ein großes Universum, in dem es um die Kinder geht und dass diese möglichst kindgerecht und vor allem gewaltfrei aufwachsen können.

Und dann haben wir noch unser Teen Protect Programm. Das ist sozusagen das Pendant zu SecuKids für Jugendliche von 12 bis 17 Jahren.

Sind die Eltern anwesend bei den Kursen?

Oliver:

Nein auf keinen Fall! Auch keine Betreuer*innen oder Lehrer*innen. Der Grund ist einfach der. Wir wollen die Kinder schulen, dass sie in Gefahrensituationen richtig reagieren und vor allem auch handlungssicher bleiben. Das Problem ist, dass Kinder immer anders sind, wenn Erwachsene, vor allem Bezugspersonen, anwesend sind. Sie verlassen sich einfach auf sie. Sie sind dann sozusagen in sicherer Umgebung und kommen nicht aus sich raus. So ist der Lerneffekt gleich Null.

Und es lenkt auch einfach ab! Viele Anbieter*innen finden Eltern-Kind-Kurse immer so wichtig, aber ich sage ganz klar: Nein! Wenn Eltern und Kinder zusammen sind, dann sind die Gefahren oft nicht so groß. Die Gefahren sind größer, wenn die Eltern nicht da sind. Und genau in eine solche Situation wollen wir sie bringen. Eine Situation in der sie sich auf sich selbst verlassen müssen und nicht auf eine erwachsene Person.

Außerdem bleibt bei den Kindern auch viel weniger hängen, wenn die Eltern dabei sind.

Was sind die größten Herausforderungen bei der Arbeit mit so jungen Kindern?

Oliver:

Ich glaube die Aufmerksamkeit der Kids zu behalten ist das Schwierigste. Also dass man die Kinder die ganze Zeit über bei Laune hält und bespaßen kann und das Ganze so gestaltet, dass der Lerneffekt trotzdem noch da ist. Wir halten keine Vorträge, sondern müssen einen Mix finden zwischen Spaß und Ernst. Und auch die Übungen müssen Spaß machen. Schließlich brauchen wir 1,5 Stunden volle Aufmerksamkeit von den Kids. Bei den Großen (Jugendlichen) sind es sogar 3 Stunden. Und dabei sollen sie so viel mitnehmen wie es eben möglich ist.

Felipe:

Ich persönlich setze mich da auch immer sehr unter Druck, weil unsere Kurse nicht regelmäßig stattfinden, sondern wir nur diese eine Chance haben das Leben des Kindes zu verändern. Und das baut einfach Druck auf.

Und die größte Herausforderung für mich als Trainer ist es innerhalb kürzester Zeit jedes Kind individuell zu analysieren. Wir haben maximal 10 Kinder pro Kurs und trotzdem ist es sehr schwierig den Bedarf des jeweiligen Kindes genau zu erkennen. Einige Kinder sind schüchtern, andere aufgeweckt, das nächste kann sich nicht durchsetzen… Und die Gefahren sind für den Draufgänger einfach anders als für den Schüchternen. Das ist die schwierigste Aufgabe aber gleichzeitig auch die spannendste.

Wie und wann kam es zum Kontakt zu Lebensstift?

Oliver:

Ich kannte Rowena vorher schon von dem türkischen Imbiss, den sie und ihr Mann damals betrieben haben. Und der Kontakt ist einfach nie abgerissen. Und als Rowena dann Lebensstift gegründet hat, kam sie auf mich zu und hat gesagt, dass sie das für ihre Kinder und Jugendlichen auch gebrauchen könnte. Und da unterstütze ich natürlich gerne.

Wir sind also schon von Anfang an an der Seite von Lebensstift. Ich selbst bin auch Förderer von Lebensstift. Ich kaufe beispielsweise jedes Jahr die Weihnachtsbäume und wir bieten kostenlos Kinderkarate an, etc.

Die Selbstverteidigungskurse von SecuKids haben wir auch schon mit den Kids von Lebensstift gemacht. Das mussten wir erstmal eine Weile auf Eis legen leider, aber da werden wir bestimmt noch einmal anknüpfen.

Was plant ihr noch für die Zukunft von SecuKids?  

Oliver:

Wir sind gerade dabei bundesweit neue Ausbilder*innen auszubilden, die die SecuKids Kurse durchführen werden. Außerdem wird der Bereich Kinderschutzbeauftragte weiter ausgebaut.

Und wir wollen in die Verbände, Vereine und Kitas gehen und den Leuten dort die Thematik näherbringen, weil sie unserer Meinung nach noch nicht sensibel genug mit dem Thema umgehen. Es gibt immer mehr Gewalt gegen Kinder in jeglicher Form und da werden zwar viele Lippenbekenntnisse gemacht, aber so richtig damit beschäftigen will sich dann keiner. Dabei ist es so extrem wichtig, dass da endlich mal was getan wird.

Dafür haben wir auch nochmal einen Verein gegründet, der zwar Teil vom Unternehmen ist, aber schon ein Extra Verein, damit wir die Aufgaben einfach besser verteilen können.

Felipe:

Und wir gehen diesen Weg auf jeden Fall auch gemeinsam. Es ist noch sehr viel zu tun.

Wir sind mit unserem Programm ja auch jetzt schon in ganz Deutschland und der Welt unterwegs, teilweise in Tansania, Kanada, Butan, Papua-Neuguinea und in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Und das wollen wir noch weiter ausbauen.

Oliver:

Wir sind einfach der Meinung, dass wenn wir in Deutschland schon so wenig für den Kinderschutz tun, dann gibt es auf der Welt viele Orte, in denen es sowas wie Kinderschutz gar nicht erst gibt. Und das wollen wir einfach ändern.

Das allerwichtigste für uns ist es, dass alle sensibler werden für das Thema Kinderschutz. Jeder muss ein Gefühl dafür bekommen was Kinderschutz in der heutigen Zeit eigentlich bedeutet.

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