Im Gespräch mit dem Gründer des Revolution Train, Pavel Tuma
Neulich hatten wir hohen Besuch bei uns im Lebensstift. Der Gründer des Revolution Train, Pavel Tuma höchstpersönlich, war bei uns zu Gast um uns eine Geschichte zu erzählen. Eine Geschichte, die zeigt, dass man aus größter Trauer einzigartiges schaffen kann. Hier folgt der 2. Teil aus unserer Beitragsreihe „Ein trauriger Zug mit nachhaltiger Message„
Ein Zug – eine Geschichte
Die Idee war also geboren. Pavel Tuma wollte ein Instrument entwickeln, das Kinder und Jugendliche davor schützt einer Sucht zu verfallen. Und das nicht erst wenn es zu spät ist, sondern schon lange vorher. Er wollte Kindern ein Bewusstsein dafür geben, später einmal in gewissen Situationen, im Bruchteil einer Sekunde, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und das geht seiner Meinung nach nur auf eine Art und Weise. Man muss die Emotionen der Kinder und Jugendlichen treffen und ein Erlebnis schaffen, das sie nachhaltig beeinflusst und das lange im Gedächtnis bleibt.
Doch wie schafft man so etwas? Seien wir mal ehrlich: Als Kinder und Jugendliche haben wir nur selten richtig zugehört, wenn jemand einen Vortrag gehalten hat. Und selbst wenn man aufmerksam zuhört, so bleibt am Ende eben doch nur rund 10% davon im Kopf hängen. Auch bei einem Film oder einem Text wird man am Schluss kaum mehr als 15% davon wiedergeben können. Ganz anders verhält es sich schon, wenn man über etwas spricht und sich austauscht, wenn man etwas selbst miterlebt oder sogar spüren kann. Dann bleiben laut Statistiken bis zu rund 80% der Informationen im Gedächtnis gespeichert und das auch oft noch lange Zeit nach dem Erlebnis. Pavel Tuma kam also zu dem Schluss, dass man den Kindern die Möglichkeit geben muss, aktiv an einer Geschichte teilzunehmen, damit der Lerneffekt viel tiefer greift als bei herkömmlichen Präventionsmaßnahmen.
Also baute er einen alten Zug in eine interaktive Ausstellung um, die mehr einem 5D-Kino gleicht, als einem Museum. 6 Waggons, 8 interaktive Räume und eine Geschichte über Drogen und ihre Folgen, ermöglichen erlebnisorientiertes Lernen für jeden, der den Zug durchläuft.
Es werden verschiedene Situationen so anschaulich dargestellt, dass man das Gefühl hat dabei gewesen zu sein. Es werden Emotionen ausgelöst, die dafür sorgen, dass das Erlebte noch lange im Kopf nachhallt und beim Betroffenen zum Nachdenken anregt. Es werden nach jeder Station Diskussionen angestoßen um das eben Erlebte noch einmal zu vertiefen. Und am Ende der Geschichte, die während der Tour durch den Zug erzählt wird, ist jede*r Besucher*in in der Lage gefährliche Situationen in Bezug auf Drogen besser einzuschätzen und eine Entscheidung zu fällen. Eine Entscheidung gegen Drogen. Eine Entscheidung für das Leben.
Doch der Revolution Train ist noch viel mehr als nur ein Zug. Begleitet wird dieses Projekt von einem umfangreichen Rahmenprogramm, das schon lange vor dem eigentlichen Besuch des Zuges beginnt.
Ein wichtiger Bestandteil des Projektes sind die sogenannten Multiplikator*innen. Das sind die lokalen (Schul-)Sozialarbeiter*innen und pädagogischen Fachkräfte aus den verschiedenen Städten, die im Vorfeld durch das Team des Revolution Trains in Prag speziell geschult werden. Sie sind die Verbindung zwischen dem Anti-Drogen-Zug und den Schüler*innen. Sie sind auch diejenigen, die die jeweiligen Gruppen durch den Zug begleiten und die Diskussionsrunden vor Ort anstoßen. Und sie sind auch diejenigen, die das Projekt über den Besuch des Zuges hinaus weiter begleiten und abschließen. Denn auch nachdem der Zug wieder abgefahren ist, gibt es ein Folgeprogramm für die verschiedenen Schulklassen. Das Thema Sucht und Suchtmittel wird im Schulunterricht noch einmal aufgegriffen und durch schriftliche und/oder gestalterische Arbeiten wiederaufgearbeitet und auch öffentlich ausgestellt.
Einige Wochen nach Besuch des Zuges schließt außerdem noch ein Folgeprogramm an. Dabei handelt es sich um zwei Termine à 45 Minuten, in denen bei der filmischen Darstellung derselben Geschichte, wie aus dem Zug, aber aus einem anderen Blickwinkel, nämlich aus rechtlicher Sicht. So wird das Thema noch einmal von einer anderen Seite beleuchtet, vermittelte Informationen vertieft und vor allem das Rechtsbewusstsein erhöht.
Doch auch am Tag, an dem der Revolution Train besucht wird, gibt es ein Rahmenprogramm. Nicht selten wird seitens der Stadt ein Rahmenprogramm am jeweiligen Bahnhof veranstaltet, bei dem sich alle Beteiligten der lokalen Präventionslandschaft präsentieren und ansprechbar sind. Es werden Impulse für einen gesunden Lebensstil gesetzt, lokale Freizeitgestaltungs-Alternativen aufgezeigt und/oder eine Plattform zur Vernetzung der teilnehmenden Einrichtungen und aller Aktiven im Präventionsbereich geboten. Dieser Tag soll bei allen Beteiligten im Gedächtnis bleiben und das nicht nur aufgrund eines einzelnen Zuges. Auch wenn dieser natürlich für die Meisten der Höhepunkt sein dürfte.
Bleibt weiter dran! Morgen erzählen wir euch, wie es in Zukunft mit dem Revolution Train weitergeht und welche Projekte Pavel Tuma noch so umsetzen will.
[…] 1 – Der UrsprungTeil 2 – Ein Zug – eine Geschichte Teil 3 – Die Zukunft des Revolution […]