Vor ungefähr 2 Jahren durften wir einen Verein kennenlernen, der so innovativ wie einzigartig ist und den Sozialen Gedanken neu denkt. Ein Verein, der verstanden hat, dass die Förderung von Kindern und Jugendlichen auch eine Sache der Wirtschaft ist und daher vor allem Unternehmer*innen motiviert sich für soziale Zwecke einzusetzen. Die Rede ist vom „Wirtschaft kann Kinder e.V.“.
Vor kurzem hatten wir die Möglichkeit Johanna Sprenger zu interviewen, die Leiterin für Soziales Engagement und Gründungsmitglied des Wirtschaft kann Kinder e.V.. Sie hat uns einen Einblick in die Entstehungsgesichte des Vereins gegeben und uns erklärt, warum Unternehmer*innen so eine große Rolle spielen, wenn es um die Förderung von sozialen Projekten geht.
Was ist der Wirtschaft kann Kinder e.V.?
Der Wirtschaft kann Kinder e.V., oder kurz WKK, ist ein Dachverein bzw. eine Organisation, die Unternehmer*innen motivieren will sich für soziale Zwecke einzusetzen. Wir setzen uns bundesweit für die Unterstützung von Projekten ein, die vor allem ein Ziel verfolgen: Chancengerechtigkeit. Also das große Förderziel des WKK ist es Chancengerechtigkeit für Kinder zu fördern und auch zu fordern.
Und das geht unserer Meinung nach am besten, wenn man diese Themen an eine bestimmte Gesellschaftsschicht heranträgt – an die Unternehmer*innen. Denn dort liegt das Geld, dass im Sozialen Sektor oft fehlt um gewisse Organisationen und Projekte zu fördern. Doch oft wissen die Vorstände großer Unternehmen gar nicht was Einrichtungen, wie Lebensstift beispielsweise, überhaupt machen und wie viele Kinder und Jugendliche das betrifft. Da gibt es einen großen Informationsbedarf. Medien und Politik verschlucken diese Themen leider oft und das soll und muss auf jeden Fall geändert werden. Und deshalb tragen wir immer wieder verschiedene Projekte an eben diese Gesellschaft der Unternehmer*innen heran.
Es ist einfach unheimlich wichtig, dass es Organisationen wie unsere gibt und wir wollen andere anstecken dasselbe zu tun. Unternehmer*innen sind da genauso wichtig wie die Politik.
Wie kam es damals dazu, den WKK ins Leben zu rufen?
Ursprünglich war der WKK eine Initiative unserer Vorstände Christoph Gröner und Prof. Dr. Rüdiger Grube, die neben dem Unternehmer-Dasein vor allem eine Gemeinsamkeit haben – die soziale Ader. Beide wollten sich mehr für soziale Zwecke einsetzen und gemeinsam Gutes tun. Aus dieser geschäftlichen Beziehung ist über die Zeit sogar eine richtige Freundschaft entstanden.
Die beiden entschieden sich also eine Plattform aufzubauen, wo sie ihre Ziele ausbauen und Herzensprojekte unterstützen können. Und so gründeten sie im Februar 2020 gemeinsam mit Gabriele Bogaczyk, Dr. Ines Gockel, Frank Preuss, Dr. Frank Rodloff, Ilmi Viqa und mir [Johanna Sprenger] den Wirtschaft kann Kinder e.V..
Warum heißt der Verein Wirtschaft kann Kinder?
Weil es um mehr geht als „nur“ soziale Projekte zu fördern. Es geht darum ein Netzwerk von Unternehmer*innen zu schaffen um immer weitere Unternehmer*innen zu erreichen, die sich sozial engagieren. Wir heißen „Wirtschaft kann Kinder“, weil der Wirtschaftsgedanke für Unternehmer*innen neben dem Sozialen eben auch wichtig ist und sie sich davon einfach mehr angesprochen fühlen. Auch sie wollen natürlich etwas Gutes tun, aber der wirtschaftliche Aspekt darf für sie dabei nicht unter den Tisch fallen.
Letztendlich profitieren Unternehmer*innen stark vom System und deshalb finden wir, dass sie in die Gesellschaft zurück investieren sollten – vor allem in Kinder, die leider keine Lobby haben. Wir profitieren schließlich alle davon, wenn es den Kindern besser geht, da sie später durch ihre Arbeitskraft die Wirtschaft vorantreiben, Steuern zahlen, usw. Deshalb ist es so wichtig, dass wir die Kinder in allen Lebenslagen unterstützen, Chancengerechtigkeit für alle herstellen und sie so auch davor schützen den falschen Weg einzuschlagen.
Wer gehört alles zum WKK?
Wie eben schon erwähnt gehören neben unseren Vorständen Christoph Gröner und Prof. Dr. Rüdiger auch Gabriele Bogaczyk, Dr. Ines Gockel, Frank Preuss, Dr. Frank Rodloff, Ilmi Viqa und ich [Johanna Sprenger] zu den Mitglieder*innen des Wirtschaft kann Kinder e.V.. Ich bin die einzige Sozialarbeiterin in der Runde. Die anderen Vertreter*innen sind hauptsächlich Unternehmer*innen aus verschiedenen Bereichen und auch Rechtsanwält*innen, sowie eine Chefchirurgin aus dem Uni Klinikum Leipzig. Die Mischung bei uns ist schon etwas Besonderes, doch genau das macht uns auch aus. Das Unternehmerische ist eben auch im Sozialen Bereich sehr wichtig.
Welche Projekte unterstützt der WKK?
Wir konzentrieren uns eigentlich nicht auf ein spezifisches Thema, sondern fördern alles in Bezug auf Kinder und Jugendliche, von Bildung über Gesundheit bis hin zur Freizeit.
Ganz konkret fördern wir aktuell ein Projekt namens Safe Hub, welches gemeinsam von der Amandla gGmbH und der Oliver Kahn Stiftung realisiert wird. Dabei handelt es sich um einen sicheren Ort, an dem junge Menschen aus strukturell benachteiligten Verhältnissen ganzheitlich gefördert werden.
Wir unterstützen auch die Off Road Kids Stiftung, eine Hilfsorganisation, die Kinder von der Straße holt, ebenso wie den Straßenkinder e.V. Leipzig. Außerdem noch das Bärenherz Kinderhospiz in Leipzig und den Bundesverband Kinderhospiz.
Dazu kommen noch 25 Einrichtungen, wie Lebensstift und viele kleinere Projekte in Berlin, z.B. die Finanzierung der IT-Ausstattung einer Schule.
Wir entwickeln aber teilweise auch eigene Projekte, wie das Projekt “Corona oder nicht Corona – Kinderzimmer kosten Miete”, das Künstlerfamilien in Zeiten von Lockdowns und Veranstaltungsverboten finanziell unterstützt. Wir konnten insgesamt fast 300.000 € für knapp 350 Kinder sammeln und an die Familien auszahlen. Den unmittelbaren psychologischen Druck auf die betroffenen Kinder konnten wir damit vielleicht nicht lindern, aber die finanzielle Hilfe konnte die Situation etwas entspannen.
Auch bei der Hochwasserkatastrophe haben wir ein eigenes Projekt ins Leben gerufen – ein Feriencamp für Kinder und Jugendliche aus der Region, die in den Camps sozusagen Ferien machen konnten und betreut wurden, während ihre Eltern mit dem Wiederaufbau ihrer Häuser beschäftigt waren. So konnten wir die Eltern während dieser schweren Phase zumindest mit der Betreuung ihrer Kinder etwas entlasten.
Uns ist es einfach wichtig, dass wir Organisationen und Projekte nicht nur finanziell unterstützen, sondern auch mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wir wollen da helfen wo es gebraucht wird und dort ansetzen wo es noch keinen Ansatz gibt. Und dabei bleiben wir immer agil und flexibel. Unser Leitsatz heißt nicht umsonst: Unterstützen, Entwickeln und Mitmachen.
Seit wann unterstützt der WKK schon die Lebensstift gGmbH?
Schon seit Anfang an eigentlich, also seit 2 Jahren etwa. Kennengelernt haben wir euch über unser Netzwerk mit Laughing Hearts. Euer Leitsatz hat uns unheimlich angesprochen und dann haben wir uns entschieden den Lebensstift zu unterstützen. Unser erstes großes Projekt war dann die Großküche, die wir mit rund 70.000€ mitfinanziert haben. Seit einiger Zeit kam noch die regelmäßige Nachhilfe dazu, die zwar aktuell noch ein Pilotprojekt ist, das wir übrigens in allen 25 Einrichtungen anbieten, die wir unterstützen, aber zukünftig vielleicht auch ein dauerhaftes Angebot werden kann.
Im November letzten Jahres fand die große Wirtschaft kann Kinder Charity Gala statt. Was genau war das Ziel der Veranstaltung und wie lief der Abend ab?
Das große Ziel der Veranstaltung war es Spendengelder für Projekte zu sammeln. Aber es ging auch darum Aufmerksamkeit zu erregen. Weniger für den WKK, sondern viel mehr für die Kinder und die Organisationen, die wir unterstützen.
Wie bei so einer Charity Gala üblich, gab es natürlich etwas zu essen und Getränke und ein rundes Showprogramm mit Stargästen, wie Bülent Ceylan und Jan Delay. Und natürlich auch einfach eine tolle Party.
Außerdem fand eine Stille und eine Laute Auktion statt, bei der Kunstwerke von Künstlern, Reisepakete, Showtickets von Bülent Ceylan, Hotelgutscheine, ein Wochenende in St. Tropez und sogar ein Elektroauto von Audi versteigert wurden. Man konnte aber auch einfach so spenden.
Die Spendeneinnahmen gingen dabei zu 100% an die Kinder bzw. die Projekte. Kein Cent davon floss in die Organisation des Events an sich. Die Kosten dafür, rund 250.000€, wurden durch Unternehmer*innen und Dienstleister*innen finanziert und auch durch unseren Vorstand Herr Gröner und sein Unternehmen.
Insgesamt war es echt ein gelungener Abend und wir freuen uns schon auf das nächste Event in dieser Art.
Was plant ihr noch für die Zukunft des WKK?
Ganz klar: die Spenderschaft ausbauen. Wir brauchen mehr Spender*innen und mehr Bekanntheit in Unternehmerkreisen. Es gibt einfach so viele unterstützenswerte Organisationen und Projekte, dass es gar nicht genug Spender*innen geben kann.
Außerdem wollen wir uns noch weiter bundesweit engagieren. Aktuell sind wir stark in Berlin vertreten, auch weil unser Verein hier sitzt. Aber das werden wir die nächsten Jahre weiter ausbauen.
Und dann steht bald unser nächstes Charity Event an: der WKK Charity Race. Dabei handelt es sich um ein zweitägiges Event auf der Rennstrecke des Porsche Werks. Dort findet ein Fahrsicherheitstraining statt und wir haben wir die Möglichkeit für den WKK zu sammeln. Das Geld geht dann natürlich wieder zu 100% in die Projekte.
Wir bedanken uns ganz herzlich für das wirklich tolle und interessante Interview und freuen uns jetzt schon auf unser nächstes Zusammentreffen. Wir sind stolz von einem so tollen Verein unterstützt zu werden, dem die Kids genauso wichtig sind wie uns. Danke, dass es euch gibt!