Sabine Großmann ist 52 Jahre alt, begeisterte Roller-Fahrerin und Weltenbummlerin. Die gebürtige Berlinerin treibt gerne Sport, ist politikbegeistert und wollte vor allem eins niemals: In einem Kinderheim arbeiten. Das hat leider (oder Gott sei Dank!) nicht geklappt.
Heute ist sie die Fachbereichsleitung bei Lebensstift und mit vollem Herzen dabei. Wenn wir uns ihr Leben einmal etwas genauer anschauen, wird schnell klar, dass Sabine mehr als vielseitig ist.
Nehmen wir da beispielsweise mal ihre unbändige Reiselust. Sabine ist Weltenbummlerin durch und durch und hat beinahe die ganze Welt schon gesehen. Am allerliebsten bereist sie Asien und das natürlich immer mit ihrem Markus, den sie schon seit 30 Jahren an ihrer Seite hat (davon 12 verheiratet). Früher waren sie fast immer nur mit dem Rucksack unterwegs und machten als Backpacker unter anderem in Malaysia, Taiwan und Indonesien Halt. Auch Kambodscha war eines ihrer Reiseziele, was besonders spannend war. Denn damals wurde das Land gerade erst für den Tourismus geöffnet und sie ahnten nicht, dass Landmienen und Armut so eine große Rolle auf ihrer Reise spielen würden. Aber so hatten jedes Land und jede Reise ihr eigenes Abenteuer. Sabine hat wirklich viel gesehen und erlebt und vor allem spannende Geschichten zu erzählen. Fragt sie mal nach dem brennenden Bus aus dem sie geflohen sind…
Was sie auf ihren Reisen gelernt hat, ist vor allem die Gewissheit, dass es immer eine Lösung gibt, egal für welches Problem, und dass man immer weiterkommt, wenn man nur will. Und dass man sich immer wieder aufs Neue auf andere Leute einstellen und auch vertrauen muss. „Mann muss auf andere Leute zugehen und dann kommt auch was Gutes dabei raus“, sagt sie auf eine Art, bei der man merkt, dass sie es auch von Herzen so meint.
In Berlin geboren und aufgewachsen, nahm sie an der FU Berlin ein Lehramts-Studium auf mit dem Ziel Lehrerin zu werden. Während ihres Studiums engagierte sie sich aber auch viel in der Politik, arbeitete sogar in der politischen Bildung über die Friedrich-Ebert-Stiftung. Sie begleitete Gedenkstättenfahrten nach Auschwitz inklusive Vor- und Nachbereitung, reiste viel, organisierte politische Kongresse mit und pflegte dadurch viel Kontakt mit namenhaften Politikern. Viele von ihnen ermutigten sie eine politische Laufbahn einzuschlagen, was mit Mitte/Ende Zwanzig auch kurzzeitig ein Wunsch von ihr war. Doch da gab es eben noch diese andere Leidenschaft in ihr …
Schon während des Studiums arbeitete sie als Erziehungsbegleitung im Schulalltag. Das bedeutete aber nicht nur die Begleitung der Kinder in der Schule, sondern auch zu Hause um sie bei der gesamten schulischen Entwicklung zu unterstützen. Damals hatte sie mit Anfang 20 das erste Mal Kontakt mit schwierigen Kindern und Jugendlichen und hat gemerkt, dass sie schnell einen guten Draht zu ihnen aufbauen konnte. Auch Ferienfahrten im In- und Ausland hat Sabine mit begleitet und hatte bei der intensiven Arbeit mit den Kids immer viel Spaß.
Als ihre Examensphase länger andauerte als geplant, sattelte sie noch einmal um in die Familienhilfe. Zu der Erziehungsbegleitung im schulischen Bereich kamen also weitere pädagogische Aufgaben im Familienalltag hinzu. Mit der Zeit wurde ihr immer mehr bewusst, dass sie nicht mehr als Lehrerin in einer Schule arbeiten wollte. Als sie mit dem Examen fertig war und nach 2 Jahren Wartezeit noch immer keinen Referendariats-Platz sicher hatte, entschloss sie sich, das Ganze nicht mehr fortzuführen. Sie entschied sich endgültig in die pädagogische Arbeit zu gehen und begann eine therapeutische Ausbildung von 4 Jahren am Berliner Institut für Familientherapie. Sabine ist also ausgebildete Paar- und Familientherapeutin.
Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie bei einem freien Träger der Familienhilfe, bei dem sie schon nach 3 Monaten ein ganzes Team übernommen und einen zweiten Standort mit aufgebaut hat. Nach ein paar Jahren wechselte sie dann in die Evangelische Jugendhilfe Geltow, also in ein Kinderheim, was sie eigentlich nie wollte. Kinderheime boten für sie nicht das, was sie sich unter individueller Betreuung und Hilfe für Kinder und Jugendliche vorstellte. Eigentlich fand sie den Heimalltag einfach nur blöd, wie sie selbst sagt. Und dennoch blieb sie ganze 15 Jahre in der Einrichtung, arbeitete mit sehr intensiven Kindern und Jugendlichen, leitete das Team einer heilpädagogischen Gruppe, konzipierte und schuf neue Angebote, übernahm Ferienfahrten, arbeitete mit Erlebnispädagog*innen, wurde sogar stellverstretende Einrichtungsleitung und hat vor allem eines: Ganz viel gelernt.
Doch nach 15 Jahren wurde es Zeit für einen Wechsel. Als Sabine dann durch eine Freundin auf diesen neuen Träger aufmerksam wurde, war ihr Interesse geweckt und sie bewarb sich bei Lebensstift. Und obwohl auch ein sehr großer und etablierter Träger Interesse an ihr hatte, so entschied sie sich doch für den Lebensstift. „Rowena und Volkan haben mich im Gespräch einfach überzeugt“, sagt sie und meint damit die beiden Gründer der Einrichtung. Aufgrund der Leidenschaft, die die beiden bei dem Gespräch versprühten, war Sabine selbst sofort begeistert und hat sich auf diese neue Herausforderung eingelassen. Im Februar 2018 fing sie als Fachbereichsleitung bei Lebensstift an und ist auch heute, trotz aller Turbulenzen, die der Aufbau eines neuen Trägers mit sich bringt, noch mit Herz bei der Sache.
Als Fachbereichsleitung kümmert sie sich um die Dienstplanung, die Strukturierung der einzelnen Dienste, die Organisation des Pädagogischen Alltags und auch allgemeine fachliche Angelegenheiten und Fragen. Sie ist ein Ansprechpartner für ihre Kolleg*innen, arbeitet eng mit den einzelnen Teams zusammen und wohnt den Teamsitzungen bei. Auch das Beschwerdemanagement gehört mit zu ihren Aufgaben. Außerdem ist es Teil ihres Jobs aktuelle Standards stets zu überdenken und gemeinsam mit der Geschäftsleitung weiterzuentwickeln. Seien es Standards, die die Einrichtung selbst oder auch solche, die die Jugendhilfe allgemein betreffen. So wird beispielsweise aktuell für den Lebensstift ein sexualpädagogisches Konzept ganz neu entwickelt.
Für den Lebensstift hat Sabine ohnehin noch viele Wünsche. Sie hofft, dass die Teams sich noch besser einspielen und sich die Arbeitsweisen festigen können. Dann wird es auch einfacher sich inhaltlich weiterzuentwickeln und die Qualität zu steigern. Außerdem will sie die Innovation des Trägers, auf die Sabine sehr stolz ist, weiterhin fördern und die Hilfen für die Kinder und Jugendlichen ebenso innovativ gestalten. Allgemein wünscht sie sich, die Angebote für die Kinder und Jugendlichen weiter ausbauen zu können und vielleicht auch neue Möglichkeiten zu bieten, wie zum Beispiel die Erlebnispädagogik mit ins Haus zu bringen. Auch in der Jugendhilfe allgemein hofft Sabine neue Angebote schaffen zu können um darauf aufzubauen.
Was sie am Lebensstift besonders schätzt sind die vielen Fortbildungsmöglichkeiten, die der Träger bietet. Und auch die zusätzlichen Möglichkeiten, wie zum Beispiel außergewöhnliche Teambuildingmaßnahmen, wie gemeinsame Reisen oder Teamsport-Events, sind für sie keine Selbstverständlichkeiten. Deshalb wünscht sie sich, dass das was der Lebensstift bietet von Innen und Außen mehr wertgeschätzt wird. Oft werden nur die Fehler gesehen und nicht die Mühe und Liebe die dahinter steckt. Sabine findet: „Wir brauchen einfach Menschen, die mit Herz bei der Sache sind und die zusammenhalten, auch wenn es mal hart wird.“ Der Lebensstift ist halt ein kleiner Träger, der auch hier und da noch verbesserungswürdig ist. Aber die Leidenschaft, die Motivation und der Wille der Einrichtung sind so groß wie kaum irgendwo anders. Und das ist es, was für sie zählt.