Schon letzte Woche haben wir kurz über das Kentler-Experiment und den kürzlich dazu veröffentlichten Ergebnisbericht gesprochen und erklärt was hinter dem „Experiment“ wirklich steckte. Heute geht es vor allem um die Betroffenen, die den massiven Missbrauch selbst erfahren mussten und die Hilflosigkeit, in der sie durch das systematische Netzwerk gefangen waren.
Schon einzelne Passagen legen deutlich dar, wie die Haltung Helmut Kentlers war und wie das System der Heimreform damals unter dem Deckmantel der Wissenschaft funktionierte und Missbrauch erst möglich machte.
Die Aussagen der Betroffenen sind erschütternd und offenbaren die systematischen Strukturen, die sexuelle Übergriffe und Missbrauch sowohl ermöglichten, als auch zur Verdeckung dieser beitrugen.
Helmut Kentler selbst war Unterbringer, Vermittler, Unterbringender und die Kontrollinstanz auf senatlicher Ebene. Es gab keine übergeordnete Kontrollinstanz, die Kentler selbst kontrollierte. Somit wurden diese Übergriffe nicht aufgedeckt oder gar vertuscht. Selbst bei aktiven Versuchen von Betroffenen über die Missstände aufzuklären und aus dem Netzwerk zu entkommen, gab es oft keine Reaktion seitens der Jugendämter oder dem Senat.
Heutzutage sind die Einrichtungsaufsicht für die verschiedenen Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe äußerst wichtig um Missstände, sexuelle Übergriffe und Kindeswohlgefährdungen aufzudecken. Diese fehlte im Fall Kentler scheinbar gänzlich.
Das alles und der ganze Bericht zeigt ganz deutlich wie unter dem Deckmantel von Wissenschaft und einer „neuen Heimreform“ sexueller Missbrauch und das ganze Netzwerk drumherum erst möglich gemacht wurde.